Stellen Sie sich vor, Sie betreten ein wunderschön restauriertes Haus, die Wände glänzen, der Boden strahlt, und alles wirkt einladend. Doch tief in den Strukturen des Gebäudes lauern unsichtbare Gefahren, die das Potenzial haben, Gesundheit und Leben ernsthaft zu bedrohen. Schadstoffe in Gebäuden sind eine unsichtbare Bedrohung, deren Wirkung erst dann spürbar wird, wenn es bereits zu spät ist. Von Asbest über PCB bis hin zu radioaktiven Radonstrahlen – die Gefahren sind vielfältig. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die gefährlichsten Schadstoffe, die in der Geschichte des Immobilienbaus aufgetreten sind, wie man sie erkennen kann und welche Auswirkungen sie auf unsere Gesundheit haben.
1. Asbest – Der stille Killer
Asbest galt über Jahrzehnte hinweg als Wundermaterial im Bauwesen. Es war preiswert, außerordentlich robust und zugleich ein hervorragender Dämmstoff. Doch was lange Zeit als Segen galt, wurde zu einem der größten Gebäudeschadstoffe aller Zeiten. Die Fasern dieses Materials sind so klein, dass sie bei der Verarbeitung oder dem Zerfall von Materialien in die Luft gelangen können, ohne dass man sie bemerkt. Einmal eingeatmet, setzen sich diese winzigen Fasern in der Lunge fest und können über die Jahre hinweg zu Lungenkrebs oder Asbestose führen.
Erkennungsmerkmale: Asbest wurde hauptsächlich in Dämmungen, Dachverkleidungen, Bodenbelägen und Heizungsisolierungen verwendet. Gebäude, die vor 1993 gebaut wurden, sollten auf mögliche Asbestbelastung untersucht werden. Besonders verdächtig sind alte Dächer oder brüchige Dämmung in Kellern oder Dachböden.
Auswirkungen: Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 1.500 Menschen an asbestbedingten Erkrankungen. Diese Zahl zeigt, dass der Umgang mit Asbest auch nach seiner Entdeckung als Gefahr nicht zu unterschätzen ist.
2. PCB – Der unsichtbare Gefahrstoff
Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Baumaterialien wie Fugendichtungen, Anstrichen und elektrischen Geräten verwendet. PCB ist ein sehr langlebiges Material, das aber bei Kontakt mit dem menschlichen Körper zu schweren Gesundheitsschäden führen kann. Dazu gehören unter anderem Krebs, Hautausschläge und Leberschäden.
Erkennungsmerkmale: PCB kommt oft in alten Fensterdichtungen oder Fugendichtungen vor. Charakteristisch sind ölartige Flecken oder Verfärbungen an Dichtungen und Fugen. Aber auch ältere elektrische Geräte können PCB enthalten.
Auswirkungen: PCB kann über die Luft oder über den Kontakt mit der Haut in den Körper gelangen. Die jährlich steigende Anzahl von Krebserkrankungen, insbesondere Leber- und Hautkrebs, lässt sich in vielen Fällen auf den Kontakt mit PCB-belasteten Baumaterialien zurückführen.
3. Schimmelpilze – Der Feind in der Feuchtigkeit
Schimmelpilz ist nicht nur unschön anzusehen, sondern auch extrem gefährlich für die Gesundheit. Besonders in schlecht belüfteten Räumen, wo sich Feuchtigkeit sammelt, hat Schimmel einen idealen Nährboden. Die Sporen des Schimmels können schwere Atemwegserkrankungen verursachen, vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Kindern.
Erkennungsmerkmale: Schimmel tritt oft in feuchten Räumen wie Badezimmern, Kellern oder schlecht gedämmten Wänden auf. Besonders verdächtig sind Stockflecken oder ein muffiger Geruch in der Wohnung.
Auswirkungen: Langfristiger Kontakt mit Schimmelsporen kann zu chronischen Atemwegserkrankungen führen, darunter Asthma. Laut Studien sind jährlich tausende Krankenhausaufenthalte auf Schimmelbefall in Wohnungen zurückzuführen.
4. Radon – Die stille Strahlung aus dem Boden
Radon ist ein radioaktives Gas, das natürlich im Boden vorkommt und durch Risse und Fugen in Gebäude eindringen kann. Besonders in Gebieten mit hohem Radonvorkommen kann die Ansammlung in Kellern oder schlecht belüfteten Räumen zu einer erheblichen Gesundheitsgefahr werden. Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.
Erkennungsmerkmale: Radon kann nur durch spezielle Messgeräte nachgewiesen werden. Vor allem in Kellern oder Erdgeschossen in Gebieten mit hohem Radonvorkommen ist Vorsicht geboten.
Auswirkungen: Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich weltweit über 100.000 Menschen an radonbedingtem Lungenkrebs.
5. Lärm – Das unsichtbare Gift der Geräuschkulisse
Neben den physischen Schadstoffen gibt es auch weitere Störfaktoren in unseren Gebäuden. Lärm ist ein unsichtbarer Schadstoff, der oft unterschätzt wird. Besonders in Städten oder Wohngebieten mit hoher Verkehrsdichte kann Lärm zu chronischem Stress führen. Dies erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Belastungen.
Erkennungsmerkmale: Ein konstantes Hintergrundrauschen von Straßenverkehr, Flugzeugen oder anderen urbanen Geräuschquellen kann ein Indikator für Lärmbelastung sein. Besonders in Großstädten ist Lärmbelastung oft allgegenwärtig.
Auswirkungen: Studien haben gezeigt, dass Lärmbelastung das Risiko für Herzinfarkte, Bluthochdruck und Depressionen signifikant erhöht. Laut WHO führt chronische Lärmbelastung in Europa jährlich zu etwa 10.000 vorzeitigen Todesfällen.
Was tun gegen die Gefahren?
Der erste Schritt im Kampf gegen Gebäudeschadstoffe ist die Erkennung. Alte Gebäude sollten vor einem Kauf oder einer Renovierung stets von Experten auf Schadstoffe überprüft werden. Besonders bei Asbest, PCB und Radon sind spezielle Tests erforderlich. Auch eine gute Belüftung und regelmäßige Inspektionen können helfen, die Ansammlung von Schimmel und anderen Schadstoffen zu vermeiden.
Zusätzlich ist es wichtig, sich über die rechtlichen Bestimmungen zu informieren. In vielen Ländern gibt es Gesetze, die den Umgang mit Schadstoffen wie Asbest regeln. Bei Lärmbelastung helfen spezielle Fenster oder Schalldämmungen, um die gesundheitlichen Folgen zu minimieren.